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Beobachtete Greiner
Fotos von Prof. Karl Hochgatterer aus den 1950er Jahren

Fotos von Prof. Karl Hochgatterer

Anlässlich der alljährlichen Sonderausstellung im Alten Rathaus in Grein, die sich dem interessierten Publikum mit immer wechselnden Themenschwerpunkten präsentiert, konnte in der Saison 2008 ein Stück Alltagsgeschichte aus den 1950er Jahren unter dem Titel "Beobachtete Greiner" in Form von Fotos von Prof. Karl Hochgatterer erstmals an der Öffentlichkeit gezeigt werden. Aufgrund des regen Interesses und der Einzigartigkeit dieser Arbeiten soll eine Kalenderedition – erhältlich in der Buch- und Papierhandlung Grünsteidl in Grein – erscheinen. Es zeigte sich, dass die Auswahl an Fotos gleichermaßen für die ältere als auch für die jüngere Generation interessant war. Hat doch zum einen so mancher Besucher jemand Bekannten, vielleicht sogar sich selbst wieder erkannt, so war es zum anderen höchst aufschlussreich zu sehen, wie die Stadt und ihre Umgebung im Laufe der Jahre ihr Gesicht verändert hat.

Prof. Karl Hochgatterer wurde 1936 in Linz geboren und lebt nun schon wieder seit vielen Jahren in Grein. Als Absolvent der Kunstschule der Stadt Linz, der heutigen Kunstuniversität, unterrichtete er eine zeitlang selber an dieser Institution. Viele Jahre verbrachte er in Wien, wo er verschiedentlich als Grafiker und Formgestalter tätig war, darunter 8 Jahre lang als Mitarbeiter im bekannten Architekturbüro Ortner & Ortner. Er erhielt zwei hochrangige Auszeichnungen, die beiden Staatspreise für Werbung und Verpackung. Obwohl auch die Malerei immer wieder eine Rolle in seiner künstlerischen Arbeit spielt, sieht sich Prof. Hochgatterer in seiner Wesensstruktur vorwiegend als Grafiker und Entwerfer mit den Schwerpunkten Angewandte Grafik und Gebrauchsgrafik. Die Fotografie kann eher als Nebenprodukt, wenngleich als hochinteressantes Nebenprodukt in seinem Schaffen angesehen werden. Die in der Ausstellung gezeigten Fotos sind aus Experimentierfreude des damals 18/19jährigen Künstlers entstanden, mit einer Kamera, die er heute noch besitzt. Die Auswahl der fotografischen Arbeiten deckt vier Bereiche ab, Leute, Alltag, Landschaft und Schwalleck/Arbeiter. Man erkennt rasch mit welchem Geschick und guter Beobachtungsgabe es dem Fotografen gelungen ist, den richtigen Augenblick festzuhalten. Es erfordert eine Menge an Fingerspitzengefühl in diesen scheinbaren Schnappschüssen die Gesetze der Komposition eines Bildes erkennbar werden zu lassen, wodurch sich der große Reiz dieser Bilder ergibt.
Die Entstehung dieser Fotografien fällt in einen zeitlichen Rahmen, in dem diesem Medium ein größerer Stellenwert eingeräumt wurde, kam es doch beispielsweise im Jahr 1954 zur Gründung der bekannten Zeitschrift magnum in Wien (Franz Hubmann), die dem fotografischen Bild zu einer völlig eigenständigen Bedeutung verholfen hat, wurde es nun nicht mehr ausschließlich nur zur Illustration der Texte eingesetzt. Im Allgemeinen wurde nach dem 2. Weltkrieg die Fotografie zu einem wichtigen dokumentarischen, informativen und kommunikativen Medium, aber auch zu einem wichtigen Ausdrucksmittel der Kunst. Die Anfänge der Fotografie und "der Wunsch des Menschen, das Flüchtige und Vergängliche im Bild festzuhalten" reichen weit zurück. Nach einer Jahrhunderte andauernden Auseinandersetzung mit optischen, mechanischen und chemischen Phänomenen unter anderem auch durch Leonardo da Vinci zu Ende des 15. Jahrhunderts, gelang dem Franzosen J. N. Niépce ca. 1826 die erste Aufnahme, ein Blick aus seinem Arbeitszimmer, die als Fotografie bezeichnet werden kann. Dieses erste Foto der Welt mit einer über achtstündigen Belichtungszeit, entstand auf einer Zinnplatte, die mit Asphalt beschichtet war. Seit dieser Zeit ist viel geschehen, beinahe jeder von uns beschäftigt sich mehr oder weniger intensiv mit dem Medium der Fotografie und Arbeiten wie diese von Prof. Karl Hochgatterer zeigen wieder einmal, dass fotografische Bilder in unserem Bildgedächtnis fest verankert sind und es Fotografen mit ihren Werken gelingt, unsere Wahrnehmung zu schärfen oder vielleicht auch zu verändern.

Mag. Elisabeth Christine Hammer

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