Geschichte-Club VOEST Home

14 Tage in Oberösterreich: 4. – 17. Februar 1934

Bericht aus dem EuroJournal Linz – Mühlviertel – Böhmerwald, Heft 2/2013.
www.eurojournal.at

Neue Erkenntnisse

Oberösterreich 1934 entdecken

Gendarmeriechroniken und Zeitungen


Im Februar 2014 werden 80 Jahre vergangen sein, seit die politischen Spannungen in Österreich sich in einem kurzen, aber heftigen Bürgerkrieg entluden. Sein Ausgang ermöglichte die weitere Entwicklung zum autoritären Staat, der vier Jahre später dem Einmarsch des nationalsozialistischen Dritten Reiches nichts mehr entgegenzusetzen hatte. Oberösterreicher waren in führenden Positionen in diese Ereignisse involviert, die Kämpfe in Linz, Steyr und im Kohlenrevier um Wolfsegg gehörten zu den intensivsten in Österreich. Damals wurden politische Gräben aufgerissen, die eine ganze Generation prägten und noch Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg ein Faktor nicht nur in Wahlkämpfen blieben.


Neue Erkenntnisse

Nach Abschluss des Großprojektes "Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus" beauftragte 2010 der oberösterreichische Landtag das Oö. Landesarchiv mit dem Projekt einer wissenschaftlichen Bearbeitung der Landesgeschichte 1918 – 1938. Ziel des Gesamtprojektes ist nicht eine "endgültige" Aufarbeitung oder gar die Feststellung der 'objektiven Wahrheit', sondern den bisherigen Kenntnisstand zusammenzufassen, durch neue Fragestellungen neue Erkenntnisse zu gewinnen, neue Quellen zu erschließen und durch den Einsatz moderner Technologien und neuer Forschungsmethoden zusätzliche Sichtweisen zu eröffnen.

Erstmals wird ein runder Jahrestag dieser Februar-Ereignisse stattfinden, zu dem kaum mehr Zeitzeugen zur Verfügung stehen. Dies gilt nicht nur für die mediale Aufbereitung, sondern auch für den privaten Bereich. Die Großeltern der heutigen Schülergeneration können auf Fragen nicht mehr aus eigenem Erleben berichten, sondern sind selbst schon auf Gelesenes und Gehörtes angewiesen. Es müssen also gerade der jungen, europäischen Generation andere Wege der Information über diesen speziell österreichischen Abschnitt der Geschichte geboten werden. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass sich die Informationsgewohnheiten geändert haben und das Interesse für so lange vergangene Geschichten nicht mehr vorausgesetzt werden kann, sondern erst wieder mit neuen Maßnahmen geweckt werden muss. nach oben

Oberösterreich 1934 entdecken
Vor allem die Reduzierung des Jahres 1934 auf Parteienhader, Kriegsspiele und Bürgerkrieg, die vielfach das öffentliche Bewusstsein prägte, soll ausgeweitet werden zum Blick auf eine Zeit, in der vieles noch völlig anders war als heute: von den Medien und deren Themen bis zu den Kommunikationsmöglichkeiten, von alten Schriften bis zum Sprachstil. Dennoch gibt es auch Vertrautes zu entdecken: Bekannte Namen, markante Bauten oder Ortsansichten schlagen die Brücke zur Gegenwart. nach oben

Gendarmeriechroniken und Zeitungen
Einen Schwerpunkt der geplanten Publikation bilden Ausschnitte aus den oberösterreichischen Gendarmeriechroniken (Beispiel: Neufelden), die auf Initiative des Landespolizeikommandos 2012/13 im Landesarchiv digitalisiert wurden und dort ab 2014 auch für wissenschaftliche Recherchen digital zur Verfügung stehen werden. Den zweiten Schwerpunkt bilden oberösterreichische Tages- und Wochenzeitungen (Beispiel: Mühlviertler Nachrichten), deren flächendeckende Digitalisierung ebenfalls in Gange ist und die im Internet auf dem Zeitungsportal ANNO der Österreichischen Nationalbibliothek kostenlos bereitgestellt werden.
Die reproduzierten Ausschnitte bieten nicht nur interessante und anschauliche Lokalinformationen, sondern sind auch geeignet, zur weiteren Nutzung dieser regional- und lokalgeschichtlichen Quellen anzuregen.

Zeitgeschichte OÖ.

Foto: Dr.in Cornelia Sulzbacher, Zeithistorikerin u. Forschungskoordinatorin, OÖ. Landes-archiv, Dr. Gerhart Marckhgott, Direktor des OÖ. Landesarchivs, und Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer. Bildquelle: ©Land OÖ/Dedl nach oben