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Hans Thaler – Memorandum

Einleitung
Einberufung zum Wehrdienst nach Znaim a.d. Thaya
Die Rekrutenausbildung
Die Schleiforgien des Oberleutnant Weik
Fronteinsätze, Hochgebirgs-ausbildung, Kapitulation am 8. Mai 1945


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

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zur Zeitgeschichte


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Fronteinsätze, Hochgebirgsausbildung, Kapitulation am 8. Mai 1945Die RekrutenausbildungDie Schleiforgien des Oberleutnant Weik


Noch während des ROB-Lehrganges wurde ich am 1. Okt. 1943 zum ROB-Gefreiten befördert. Nur hinderte das unsere Lehrgangs-Ausbilder nicht, uns mitunter schlechter als Rekruten zu behandeln. Als brutalsten Ausbildungsoffizier erlebte ich
Oberleutnant Welk, wobei mir zwei seiner Schleiferorgien immer in Erinnerung bleiben. An einem heißen Augusttag hat uns Oblt. Weik auf dem Kasernenhof wieder einmal das Letzte abverlangt. So lechzten wir nach Abkühlung, auf die wir hoffen konnten, denn laut Dienstplan war anschließend Schwimmunterricht im Thayabad angesetzt, planmäßig marschierten wir los, natürlich wie immer im Gleichschritt.
"Ein Lied!", ertönte die grimmige Stimme unseres Lehrgangsleiters. Es wurde angestimmt und nach dem üblichen "Drei, vier" sang der ganze ROB-Lehrgang. "Lied aus, nochmals anstimmen!", brüllte gereizt unser Oberleutnant.
Wir ahnten nichts Gutes und würgten die ersten Takte des Marschliedes aus unseren trockenen Kehlen. "Lied aus! Zurück in die Kaserne, Marsch, Marsch!", brüllte jetzt Oblt. Weik. Mit gehemmtem Laufschritt folgten wir dem Befehl, wodurch dessen Wut noch angeheizt wurde. Was sich dann auf dem Kasernenhof zutrug, stellt den "Schleiferhannes" aus dem Film 08/15 in den Schatten. Unter wilden Beschimpfungen wurden wir vorerst um den Kasernenhof gejagt, wo die aufgestaute Hitze innerhalb der Kasernenmauern die Luft zum Zittern brachte. "In fünf Minuten feldmarschmäßig antreten!", donnerte jetzt die Schleiferstimme. Mit Stahlhelm, Karabiner und Gasmaske, die wir sofort anlegen mussten, hetzten wir im Laufschritt auf den Appellplatz. Dann begann der bekannte Schliff: "Hinlegen – auf, Marsch, Marsch! Hinlegen – robben!" Dabei war das Gewehr mit beiden Händen hochzuhalten. Wer auffiel, erhielt ein paar Sonderrunden um den Kasernenhof verpasst. Bald sackte der erste Mann wie leblos auf den Boden – Hitzschlag! Das beeindruckte einen Weik nicht im Geringsten. Die Schleiferei ging munter weiter mit aufgesetzter Gasmaske. Ich rang nach Luft und öffnete unbemerkt den Filter, um wieder zu Atem zu kommen. Die Uniform klebte am schweißgebadeten Korper. Unser Laufschritt war nur noch ein Dahintaumeln. Schließlich fielen mehrere Kameradon lautlos zusammen. Da kam endlich unser Sadist zur Besinnung und entließ uns auf die Stuben. Die Ausfälle wurden durch die Sanitäter ins Lazarett gebracht. Nach dieser Schleiferorgie haben wir Oberleutnant Weik nie wieder gesehen. Er wurde an die Front versetzt und bald hieß es, er sei gefallen.


Eine Art Abschlussprüfung gab es auf dem Truppenübungsplatz Döllersheim im Waldviertel. Nun hatte jeder ROB zu beweisen, dass er fähig ist, das Feuer einer Batterie im scharfen Schuss zu leiten. Mit meiner Beförderung zum ROB-Unteroffizier am 1. 12. 1943 war der Abschnitt meiner Ausbildungszeit in Znaim zu Ende.


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Aus meinem Leben:
Ausschnitte aus "Erinnerungen an meine Kindheit"
– Autor: Hans Thaler


"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...