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Kriegsende und Besatzungszeit in Bad Hall

Protokoll eines historischen Tischgesprächs am 8. Jänner 1996
Zeitzeugengespräche im Heimathaus Bad Hall am 3. Februar 1996


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

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Protokoll eines historischen Tischgespräches
im Heimathaus am 8. Jänner 1996 (1)



Rathhaus von Bad Hall 1938Anwesende:
Rudolf Schwarz, geb. 12.6.1911
Franz Ehrenhuber, geb. 1935
Tilde Kubizek, geb. 1928
Leopoldine Schmiedhauser, geb. 1923
Margarethe Zeiniger, geb. 14.11.1910
Viktor Hager, geb. 1.10.1924
Mechthild Knogler, geb. 1925
Rudolf Schreglmann, geb. 10.10.1931
Fritz Thoma, geb. 1914


Foto rechts:
Das Rathaus von Bad Hall im "Schmuck" zur Abstimmung am 10.4.1938 (Bildquelle: Bilder liegen im Stadtarchiv Bad Hall und ausgestellt im Museum Bad Hall "Forum Hall")



Bürgermeister Appl Gerhard erzählte:
Er war 1945 neun Jahre alt und er hatte Kontakt zu Jugendbanden, die als Ziel hatten, die Amis zu bestehlen. Die Jugendbande stahl hauptsächlich Feldtelefone, sodass die Jugendlichen untereinander telefonieren konnten. Einmal öffneten sie auch amerikanische Flakpatronen, schütteten das Pulver auf einen Haufen und zündeten es an.
Dabei ist nie etwas passiert.

Zu 1938 weiß Appl zu erzählen:
Sein Vater war zwar national eingestellt, doch als er von den Geschehnissen der Reichskristallnacht erfuhr (9./10.11.1938 Zerstörung der jüdischen Synagogen), übte er heftige Kritik. Als Folge davon wurde er zwar nicht inhaftiert, jedoch als so genannter "Kriegsfreiwilliger" musste er einrücken.

Viktor Hager, 1946 nach Bad Hall heimgekommen:
Hager war bei der HJ und dann Kriegsfreiwilliger. Deshalb wurde er entnazifiziert und bekam nur unter Schwierigkeiten einen Identitätsausweis. Hagers Vater war DAF-Obmann und seine Mutter Blockleiterin.
Als er 1945 im englisch besetzten Flensburg war, konnte er miterleben, wie ungerecht die Amerikaner waren. Die Nobelviertel der Stadt wurden verschont vom Bombardement, jedoch die Armenviertel wurden schwerst bombardiert.
Er kennt nur einen wirklichen Widerstandskämpfer aus Bad Hall, den Karl Hackl aus der Kremsmünsterer Straße. Der war Freiheitskämpfer und saß mit Leopold Figl im KZ Dachau. Wegen guter Führung erschien er den Nazis später wehrwürdig und wurde in Jugoslawien eingesetzt. Dort soll sich Hackl wegen anderer Freiheitskämpfer und deren inhumaner Tätigkeit geschämt haben.

Tatsächlich gab es in Bad Hall einige Opportunisten, die sich nach der Befreiung als so genannte Widerstandskämpfer ausgaben. Da sich einer von diesen bei der Feuerwehr, wo auch Hager seit 1939 aktives Mitglied war, besonders aufspielte, offenbarte Hager dessen wirkliche Gesinnung. Hagers Mutter hatte eine große Zahl von Fotos, worauf der so genannte Freiheitskämpfer mit Parteiabzeichen abgebildet war. Hager hat persönlich diesen daraufhin angesprochen und ihn erinnert, dass er auf einem Foto mit dem NS-Parteiabzeichen abgebildet war. Darauf reduzierte dieser die Angriffe auf die Entnazifizierten.

Niedermoser / Bauhof Bad Hall, geb. 1941, berichtet:
1945/46 war er erst Kleinkind, doch es gibt einige Erinnerungen an die Besatzungszeit.
Die älteren Brüder Niedermosers haben Zigarettenstummel für ihren Vater gesammelt.
Im Gasthaus Ritzberger wurde warmer Kakao für die Kinder ausgeteilt durch amerikanische Soldaten.
In Hehenberg gab es für einige Wochen (vier bis fünf Wochen) ein riesiges Zeltlager, das bei der heutigen Haltestelle lag. Kommandant des Lagers war Schaubmair.
Im Hotel Post war die amerikanische Kommandantur.
Amerikanische Einquartierung gab es in vielen Häusern, auch beim Ritzberger.
Im Jahr 1947/48, so erzählt Niedermoser, bekamen die Schulkinder bei den Weihnachtsfeiern von den Amerikanern Bleistifte mit Radiergummi darauf geschenkt. Ein großes Erlebnis, da die Kinder diese Kombination vorher nicht gekannt hatten.


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Zeitzeugengespräche im Heimathaus Bad Hall am 3. Februar 1996


"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
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