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Kriegsende und Besatzungszeit in Bad Hall

Protokoll eines historischen Tischgesprächs am 8. Jänner 1996
Zeitzeugengespräche im Heimathaus Bad Hall am 3. Februar 1996


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

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Historisches Tischgespräch am 8.1.1996 (3)Historisches Tischgespräch am 8.1.1996 (1)Protokoll eines historischen Tischgespräches
im Heimathaus am 8. Jänner 1996 (2)



Kriegsgefangenenlager in Bad Hall
Knogler und Schreglmann:
Am Samstag, 5. Mai, wurde um die Kirche ein riesiges Lager mit Kriegsgefangenen errichtet. Schreglmann konnte es genau beobachten, da er vom Café Corso den Kirchenplatz überblicken konnte. Der Platz war voll mit Landsern. Die Amis verhielten sich teilweise korrekt, teilweise rissen sie den Gefangenen gewaltsam die Abzeichen, Orden etc. von den Uniformen. Den Platz konnte man überhaupt nicht überqueren. Die patrouillierenden Amerikaner stahlen den Gefangenen immer wieder etwas.
Zu dieser Zeit wurde auch das Schloss Hall geplündert. Die Amis warfen in eine Grube beim Ruszicka-Häusl alle geplünderten Gegenstände. In der Nacht holten sie sich diese wieder.
Einmarsch in Bad Hall


Fotos oben, unten:
Bilder vom Einmarsch / Durchmarsch am 12.3.1938 (Bildquelle: Bilder liegen im Stadtarchiv Bad Hall und ausgestellt im Museum Bad Hall "Forum Hall")



In der Nacht auf den 6. Mai regnete es sehr stark. Pfarrer Kornpointner öffnete die Kirche und alle Soldaten kamen in der Kirche unter. Der Pfarrer hatte dies mit den Amerikanern abgesprochen, denn die waren im Ritzberger. So konnten die gefangenen deutschen Soldaten im Trockenen die Nacht verbringen.

Die Amerikaner waren in verschiedenen Häusern untergebracht, wie die Telefonzentrale im Café Corso. Beim Huemer (Zur schönen Aussicht) war der Stab, beim Ritzberger, Café Schaffer.

Kubizek
(geb. Pfanner, Sturmühle):
Erlebnis des Einmarsches: Eine der Familie Pfanner gut bekannte Frau war bei ihnen, deren Mann war bei der Gestapo in Linz. Diese Gestapo wurde verlegt ins Stift Kremsmünster. Die Ehefrau wollte die guten Berichte ihres Mannes, der bereits geflüchtet war, vernichten, die schlechten Berichte wollte sie dort lassen. Deshalb fuhren sie nach Kremsmünster und Kubizek fuhr mit (damals 16 Jahre alt). Die Gestapo aus der Linzer Gesellenhausstraße lag auf Stroh im Kaisersaal im Stift Kremsmünster. Die Bekannte vollzog ihr Vorhaben und vernichtete die guten Berichte ihres Mannes. Die Heimfahrt wurde jedoch schwierig, denn Kremsmünster war schon voll: Zwei Landser nahmen sie schließlich im Wagen, einem VW, mit. Die Bekannte saß am Schoß des Soldaten vorne und Kubizek lag auf Schokolade und Konservenbüchsen hinten. Denn der Wagen war voll gestopft mit Lebensmitteln.
Als sie in Bad Hall ankamen, marschierten auch schon die Amis ein. Schnell sprangen beide aus dem Wagen, die Landser fuhren weiter.

Eine Begebenheit am Tag des Einmarsches blieb Kubizek lebhaft in Erinnerung: Von einem Lastwagen, den ein Schwarzer lenkte – sie sah erstmals einen Schwarzen –, hat der schwarze Soldat Schokolade ausgeteilt. Er zerteilte den Block in kleine Stücke und warf sie auf den Boden, so als ob man Hühner füttert. Die Leute stürzten sich darauf, bückten sich und nahmen die Schokolade vom Boden auf. Kubizek hat diese Art der Demütigung verweigert, indem sie sich nicht um die Schokolade bückte.

Thoma:
Thoma war im Mai 1945 bereits in Inzersdorf. Einmal war er in Kirchdorf, um sich in der Apotheke etwas zu holen. Sofort danach wurden die Apotheker von drei Amerikanern befragt, was er hier gewollt habe. Die Apotheker kamen danach nach Glasenbach und anderes Personal wurde dort eingesetzt. ?

Schmiedhauser:
Im Bereich des Abstellgleises der Steyrtalbahn stand am Ende des Krieges ein Salonwagen, ebenso mit Flakgeschützen – ein ganzer Zug. Nach Berichten von Bekannten wusste Schmiedhauser, dass der Salonwagen bestens ausgestattet war. Sie hat ihn jedoch nicht persönlich gesehen, da sie von morgens bis abends auf der Gemeinde in Arbeit war. Schließlich schaute auch sie in den Wagen hinein, doch zu diesem Zeitpunkt war er bereits total ausgeplündert, sogar das Leder der Sitze war heruntergeschnitten worden. Schmiedhauser meint, dass Einheimische die Plünderer waren. Darin bestätigen sie auch Zeininger und Knogler, dass eigentlich nur die Einheimischen geplündert haben.
Einmarsch in Bad Hall



Kubizek:
In der Linzer Straße stand der so genannte Neumüllner-Stadel, wo Pferde eingestellt waren. Ein Amerikaner ist immer zu uns in die Sturmühle gekommen und brachte uns Verschiedenes. Dafür hat Kubizeks Mutter dem Amerikaner gekocht, was er sich wünschte. Als diese abgezogen sind, hat dieser Amerikaner Frau Kubizek und Herbert Pfanner ein Pferd geschenkt. Der Vater Kubizeks musste jedoch das Pferd putzen und pflegen, worauf er es bald verkaufte. Der Amerikaner gab den jugendlichen Kindern eine Widmung samt Bild aus Dankbarkeit für die mütterliche Aufnahme.

Hager:
Beim Huemer war der Stab der Amerikaner. Diese hatten als Chauffeur einen New Yorker Taxichauffeur, der bei Hagers Eltern, im so genannten Hagerhäusl, gerne einkehrte, denn er konnte gut deutsch. Hagers Vater erzählte von diesem Amerikaner, was dieser über die Truppen sagte: Die Truppen des Einmarsches sind so genannte kämpfende Truppen, doch was nachkommt, davor sollen sich die Österreicher hüten. Die Einmarschierenden haben nichts gestohlen. Das waren sehr gute Menschen.

Ehrenhuber über Aschacher Verhältnisse:
Die ersten amerikanischen Soldaten waren sehr nett. Sie fragten, ob sie kochen dürfen oder dies oder jenes. Im Ehrenhuber Haus in Aschach an der Steyr waren ca. 20 Soldaten einquartiert.
Doch auch diese deuteten an, dass es auch andere Soldaten gibt. Als diese erste Truppe um Pfingsten ausgewechselt wurde, ließen sie im Haus das Geschirr zurück, mit dem sie gekocht hatten. Die nächste Truppe der Amerikaner war völlig anders: Die hat den Bauern Kühe und Pferde gestohlen – unter diese mischten sich aber auch KZler. Diese trugen ihre gestreiften Kleider mit Stolz und die forderten Landauer, Pferde und verschiedenes anderes. Sie waren begleitet und geschützt von Amerikanern, die die Gewehre bereits in Anschlag hielten und so die Forderungen der KZler unterstützten. Das waren die gefährlichen Leute!

Zeininger:
Ins Geschäft Haydvogl kamen eines Tages auch Amerikaner. Sie wollten irgendetwas kaufen, was es aber nicht gab. Eine der Verkäuferinnen antwortete: "Hättet ihr euch doch diese Sachen von zu Hause mitgenommen." Da antwortete unvermutet ein Amerikaner, dass sie es gerne gemacht hätten, es aber nicht möglich war. Darüber waren alle erstaunt, dass unter den Amerikanern auch ein Deutschsprachiger dabei war. Im darauf folgenden Gespräch stellte sich heraus, dass dessen Eltern aus dem Mühlviertel stammten. Dieser junge Amerikaner kam täglich, lehnte das Gewehr in ein Eck und setzte sich zu ihnen in der Küche zum Tisch. Er hatte offensichtlich Heimweh. "Wie meine Schwestern", sagte er, wenn die Mädchen mit den Dirndlkleidern da waren, und man merkte ihm an, dass er sich hier sehr wohl fühlte.


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Zeitzeugengespräche im Heimathaus Bad Hall am 3. Februar 1996


"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
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