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Angela Föls erinnert sich
an das Russen-Jahr 1945

Mord an der Mutter
Gewalt an Mädchen und Frauen
Freitod der Familie von Dr. Schatzl
Josef Hießl, von der russischen Front nicht wieder gekommen


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Der Freitod der Familie von Dr. SchatzlMord an der MutterGewalt an Mädchen und Frauen


Eine andere Begebenheit, von der mir Tante Angela erzählte:
Wir wohnten in Stadlberg, im Nagelschmied-Haus (das gibt es schon lange nicht mehr) mit einigen anderen Parteien zusammen. Die Menschen, besonders die Frauen und Mädchen, hatten in dieser Zeit ein schweres Los zu ertragen. Waren doch die Ehemänner, Väter, Brüder und Freunde eingerückt oder in Gefangenschaft. Nur alte und kranke Männer durften zu Hause bleiben. Die Arbeiten in der Landwirtschaft, die Kindererziehung, das alles oblag den Frauen und Müttern. Außerdem wurden sie von den Russen sehr bedrängt, oftmals auch vergewaltigt und geschändet.
Unsere Mutter wurde sogar erschossen.
Junge Mädchen und Frauen wurden von den Russen zu Hause aufgesucht, es wurde ihnen aufgelauert, sodass sie zu ihrem Schutz tagelang irgendwo im Wald versteckt lebten.

Meine Schwester und ich waren davon nicht ausgenommen, auch wir hatten so ein übles Erlebnis.
Wir waren irgendwohin unterwegs und kamen erst spät am Abend nach Hause. Inzwischen kamen Russen und fragten unsere Nachbarin, Frau Angerer, wo denn die Mädchen seien. Doch sie wollte uns schützen und für uns Zeit gewinnen und antwortete: "Die sind nicht hier." "Wo sind sie?", fragten sie weiter. Sie sagte ihnen: "Das weiß ich nicht." "Wann kommen sie nach Hause?", war ihre nächste Frage. Frau Angerer meinte: "Das weiß ich auch nicht, vielleicht heute gar nicht mehr und es lohnt sich auch nicht, auf sie zu warten." "Ach weißt du, wir warten auf die Mädchen, wir haben ja Zeit, egal, wann sie kommen", war die russische Antwort darauf.
Kaum waren wir zu Hause angelangt, kamen die Russen gleich auf uns zu. Sie wollten uns schöntun, uns betatschen, streicheln und bedrängen. Wir aber wiesen sie schroff ab und sagten ihnen unmissverständlich, dass wir keine Russen mögen. Ihre Frage lautete: "Warum mögt ihr keine Russen?" Unsere Antwort darauf "Weil einer von euch unsere Mutter erschossen hat, deshalb wollen wir mit keinem von euch etwas zu tun haben." Das hat gesessen. Aber es brachte uns in eine prekäre Lage. Auf einmal war es aus mit dem Schöntun und Gutsein. Sie beschimpften uns auf das Gröbste, stießen uns hin und her, fluchten und bedrohten uns mit dem Umbringen. Ein Glück, dass wir Frau Angerer hatten, die uns helfen wollte. Endlich gelang es uns mit Hilfe der Nachbarin, sie loszuwerden. Und sie zogen weiter. Gottseidank kamen wir noch einmal gut davon.

Die Russen aber zogen nicht weit, denn im Kaufmann-Häusl (das gibt es auch längst nicht mehr) in der Nähe der heutigen Antonius-Quelle, da wussten sie auch, dass es dort Mädchen gibt. Und die spürten sie auf. Sogleich drangen sie mit Gewalt ein – und diese Mädchen hatten keine Chance. Die haben furchtbar draufgezahlt. Die Russen ließen an ihnen ihre Wut aus.
So hatte halt fast jede Familie einiges an Leid und Gewalt zu ertragen. Damals war es eben so – leider.



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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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