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Angela Föls erinnert sich
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Freitod der Familie von Dr. Schatzl
Josef Hießl, von der russischen Front nicht wieder gekommen


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Josef Hießl, von der russischen Front nicht wieder gekommenGewalt an Mädchen und FrauenDer Freitod der Familie von Dr. Schatzl


Es war auch 1945 – meine Mutter Maria Hießl erzählte öfter von dieser
schicksalhaften Begebenheit, die sich in der Ortschaft Viehberg ereignete. Meine Mutter erzählte oft, ich horchte aufmerksam zu, heute schreibe ich.

Bei Verwandten in Viehberg versteckte sich eine Familie, angeblich aus Melk, namens Dr. Schatzl, vor ihren Peinigern und Verfolgern, so wie es halt damals vorkam. Gründe gab es hiefür mehrere, entweder aus politischer oder rassistischer Haltung oder aber weil die junge Schwiegertochter sehr hübsch war. Die fünfköpfige Familie, das waren: Frau und Herr Dr. Schatzl sen. und die junge Frau mit ihren zwei kleinen Mädchen. Sie lebten ganz zurückgezogen und in aller Stille bei ihren Verwandten, von ihrem bescheidenen Vermögen. Der junge Dr. Schatzl war in dieser Zeit irgendwo an der Front und es gab von ihm kein Lebenszeichen, so dass die Familie annehmen musste, er könnte auch gefallen sein.

Wie es das Schicksal halt so wollte, wurde die fünfköpfige Familie auch im hintersten Eck ausfindig gemacht und attackiert. Den eigenen Besitz hatten sie bereits aufgebraucht und sie wussten keinen Ausweg mehr. Der junge Herr Dr. Schatzl galt auch schon einige Jahre als vermisst. Es gab also kein Lebenszeichen von ihm.
Deshalb beschlossen diese bedauernswerten fünf Menschen, die ja keine Aussicht auf eine Besserung ihrer Lage hatten, ihrem traurigen Dasein durch Freitod ein Ende zu setzen. Diesen Entschluss machten sie sich bestimmt nicht leicht. Dazu zogen sie sich ihre besseren Kleider an, gingen durch den Wald in den vorderen Viehberg und wählten einen geeigneten Platz. Im Heidelbeerkraut legten sie sich im Kreis nieder, fassten einander bei den Händen und Dr. Schatzl sen. verabreichte zuerst den beiden Mädchen, dann der Schwiegertochter, dann seiner Frau und sich selbst eine ausreichende Menge tödliches Gift, durch das sie schließlich einschliefen und starben.
Als man sie so daliegen sah, glaubte man kaum, dass sie alle tot waren. Aber bei jedem wurde am Hals ein blauer Fleck, die Einstichstelle, entdeckt. Es war ein furchtbar trauriger Anblick, als man sie so fand.
Nach einiger Zeit kam ganz unerwartet der junge Herr Dr. Schatzl nach Viehberg, um nach seiner Familie zu suchen. Doch man musste ihm die traurige Mitteilung machen, dass von seinen Familienmitgliedern keiner mehr am Leben sei. Er war darüber sehr, sehr traurig und sagte: "Wenn sie mir doch eines von meinen unschuldigen kleinen Mädchen am Leben gelassen hätten!"



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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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