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Brigitta Doppler, geb. Schneidergruber
Erinnerungen aus meiner Kindheit in Rohrbach und Herzogsdorf

Einleitung
Fliegerangriff
Mein Bruder Gottfried
Meine Freundin Helga
Notzeit
Tiefflieger / Beim Windner, Hilkering 6
Die amerikanischen "Befreier"
Gendarm erschossen
"Die Russen kommen"
Russeneinquartierung

Papa kehrt heim am 6.4.1946
Schulzeit
Der weiße Wecken
Landleben im Jahreskreis


Was Mama erzählte.
Berta Schneidergruber
erzählte verschiedene G´schicht´n, die Tochter Brigitta Doppler, aufschrieb.


Zeitzeugenberichte

Publikationen
zur Zeitgeschichte


www.regionalkultur.at
Geschichteclub Stahl



Tiefflieger / Beim WindnerMeine Freundin Helga      Notzeit


Die Verhältnisse verschlechterten sich immer mehr, auch in Rohrbach war oft Fliegeralarm. Wenn die Sirene auf der Pöschl-Fabrik heulte, fürchtete ich mich immer sehr. Mama hatte ständig eine mit den wichtigsten Sachen gepackte Tasche bereit, die wir mit ein paar Lebensmitteln und einer Wasserflasche bei Alarm in den Keller mitnahmen. Auch ich hatte in einem kleinen Köfferchen meine wichtigsten Sachen, darunter auch Spielzeug, denn es dauerte oft sehr lange, bis Entwarnung gegeben wurde. Je länger der Krieg dauerte, umso knapper wurden Nahrungs- und Gebrauchsgüter. Wir durften im Garten unserer Hausfrau zwar etwas Gemüse anpflanzen, auch ein paar Kaninchen halten, aber ihr Futter mussten wir uns von Weg- und Waldrändern holen, obwohl in dem riesigen Garten genug gewachsen wäre. Beim Wäscheaufhängen getraute sich Mama nicht, die heruntergefallenen Zwetschken aufzuklauben, weil die Hausfrau alles vom Fenster aus beobachtete. Das gelieferte Brennholz war völlig vereist und nass, darum bat Mama unsere Hausfrau, ihr ein paar Hopfenstangen zu verkaufen, die völlig unnötig beim Holzschuppen lehnten, weil im Mühlviertel kein Hopfen mehr angebaut werden durfte. Wir hätten sie so dringend zum Heizen gebraucht, doch sie verkaufte uns keine einzige.

Gottfried und Brigitta Schneidergruber


Foto rechts:
Gottfried und Brigitta Schneidergruber
Hilkering 6, 1947/49



Im Winter mussten wir in unsere Wohnung Flüchtlinge aufnehmen. Die erste Frau war leider sehr unehrlich und musste ausziehen, als Mama sich darüber beschwerte. Danach wurde uns eine ganze Familie, Eltern und zwei erwachsene Kinder, zugewiesen. Es war dadurch sehr eng in den vier Räumen für fünf Erwachsene und zwei Kinder, aber diese Leute waren wenigstens nett und ehrlich.

Weil Mama seit Monaten keine Nachricht von Papa hatte, die Kriegsverhältnisse immer schlechter und die Situation immer angespannter wurde, schrieb Mama an ihre Schwester und ersuchte sie, in Herzogsdorf eine Wohnung für uns zu finden, damit wir in der Nähe unserer Verwandten das Kriegsende abwarten könnten.

An einem kalten Wintertag fuhren Mama und ich mit der Mühlkreisbahn nach Herzogsdorf, weil Tante Rosi mitgeteilt hatte, dass sie bei den Windner-Bauersleuten, Leopold und Theresia Brandstetter in Hilkering 6, eine Wohnung gefunden hätte.
Als wir dort in den Hof kamen, flog gerade ein gackerndes Huhn aus dem Raum, der unsere Küche werden sollte. Ich war entsetzt und heulte: "In einem Hühnerstall mag ich aber nicht wohnen!" Die Bäuerin war sehr nett, sie beruhigte mich und versicherte mir, dass es mir in einigen Wochen, wenn alles hergerichtet ist, sicher gefallen würde.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...