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Zeitzeuge Franz Wurm

Erinnerungen aus dem Leben
eines ehemaligen Kollerschlägers

Der Ort und die Familie
Die Kriegszeit und das Ende des Krieges
Persönliche Erlebnisse aus dieser Zeit:
Der Onkel Edi und der Firmling Franzi
Auszug und Heimkehr – Ende des tausendjährigen Reiches
Besatzung:
Erst die Amerikaner
Dann die Russen
Einkehr der Normalität


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Der Ort Kollerschlag und die Familie
Autor: Franz Wurm, Salzburg, Oberst i.R.
(geboren am 5. November 1932 in Kollerschlag)


Kollerschlag ist ein Straßendorf mit 100 Häusern, so sagte und schrieb man damals. Von den ursprünglich 28 Bauern waren zur Zeit meiner Kindheit noch zwölf Vollerwerbslandwirte. Bei weiteren elf wurde auch Landwirtschaft betrieben, wofür zumindest ein Ochsengespann oder zwei Pferde für die Bewirtschaftung erforderlich waren, daneben wurde ein Gewerbe oder Handwerk betrieben. Die so genannten Häusler verdienten ihren Unterhalt als Handwerker oder Taglöhner. Die zugehörige Landwirtschaft wurde mit Hilfe von Kühen als Zugtiere betrieben. War der Grundanteil noch kleiner, wurden Ziegen gehalten. Es gab nur ganz wenige Bewohner, die keinerlei Landwirtschaft betrieben, selbst vom Pfarrer wurde der zur Kirche gehörige Grund selbst bearbeitet. Elektrischen Strom gab es nur bei den Häusern direkt im Ort aus dem vom Hurnaus, vulgo Mathoisn, Leitnerwirt und Kaufmann Heinrich Baumüller betriebenen Kraftwerk in der Nebelbergermühle. Im Winter gab es häufig Stromausfälle durch Stürme und Stromschwankungen durch Wassermangel. Die Gsodmaschine zum Futterschneiden musste häufig von Hand aus betrieben werden, nur beim Toniseppen hatten sie noch einen Göpel, der vom Pferd betrieben wurde.
Allgemein bekannt war der Ort als Geburtsort des Mundartdichters und Seelsorgers Norbert Hanrieder, durch die Juliereignisse im Jahr 1934 und durch die in diesem Zusammenhang aufgetauchten Umsturzdokumente, die als Kollerschlager Dokumente bezeichnet werden.
Kollerschlag


Bild rechts:
Kollerschlag, im oö. Mühlviertel.




Durch die Grenze im Westen und durch die landschaftliche Abschirmung im Osten verlief das
Leben im Ort ruhig. Abwechslung gab es nur bei größeren Ereignissen im Bereich des Schmuggels oder beim Auftauchen eines Autos. Dies sollte sich ab 1938 erheblich ändern.
Die Straße wurde beim Einmarsch 1938 und bei der Besetzung des Sudetenlandes zu einer Hauptdurchgangsstraße nördlich der Donau. Es war daher auch nicht verwunderlich, dass gleich mit der Asphaltierung begonnen wurde. Die Strecke von Hanging bis Gferet war lange Zeit das einzige staubfreie Straßenstück bis Rohrbach, von den Nebenstraßen gar nicht zu reden.

In diese Umgebung hinein erblickte ich das Licht der Welt. Der im Leben eines Menschen so oft nachgefragte Lebenslauf begann bei mir immer mit der Aussage: "Am 5. 11. 1932 als Sohn der Eltern Johann und Maria Wurm in Kollerschlag 47 geboren". Die Familie Wurm ist seit 1674 in Kollerschlag, Markt 25, früher Hausnummer 47, vor Änderung der Hausnummern 1806 Hausnummer 28, nachgewiesen. Den Odati (Großvater), den Schuster Winkler, den Vater meiner Mutter und seine zweite Frau habe ich noch gekannt.
Väterlicherseits ist der Großvater Johann vor meiner Geburt gestorben. Die Großmutter Katharina vom Huadererhaus, Hutmacher Baumüller stammend, habe ich noch erlebt, sie starb 1936.

Im Frühjahr 1945 waren wir sieben Kinder, am Ende des Jahres waren es acht. Ein 1931 geborener Bruder ist im Alter von drei Monaten verstorben. Von den Geschwistern sind vier mit Familien in Kollerschlag verblieben, eine Schwester ist in Peilstein, eine in Leonding und ich bin nach vielen Stationen durch Österreich seit 1966 in Salzburg ansässig.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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