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Zeitzeuge Franz Wurm

Erinnerungen aus dem Leben
eines ehemaligen Kollerschlägers

Der Ort und die Familie
Die Kriegszeit und das Ende des Krieges
Persönliche Erlebnisse aus dieser Zeit:
Der Onkel Edi und der Firmling Franzi
Auszug und Heimkehr – Ende des tausendjährigen Reiches
Besatzung:
Erst die Amerikaner
Dann die Russen
Einkehr der Normalität


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Auszug und Heimkehr ­ Ende des tausendjährigen ReichesDie Kriegszeit und das Ende des KriegesPersönliche Erlebnisse aus dieser Zeit:
Der Onkel Edl und der Firmling Franzi


Es war an der Zeit für den Franzi nach einem Gödn Umschau zu halten. Hansi, der Älteste, hatte schon den im Ort angesehenen Eduard Brunnbauer zum Göd, für mich ist Tante Maria auf den Onkel Eduard, einen Bruder des Vaters, gekommen. Dieser war einverstanden und so wurde Passau als Firmort vereinbart. Am 8.6.1941 war es so weit. Onkel Edl reiste von Schlüßlberg bei Grieskirchen an, Tante Maria fuhr mit mir mit der Zahnradbahn von Wegscheid nach Passau. Die Fahrt mit dieser Bahn war für uns Kinder immer ein großes Ereignis. Wie von einem Weltwunder sprach man davon, dass die Bahn bei Obernzell über den Häusern fährt, weil der Talübergang so hoch war und man auf die Dächer der Häuser hinuntersah. Nach der Donauüberquerung vorbei am Schneiderschlössl von dem es viele Sagen gibt, ging es hinein nach Passau. Die Züge waren nicht immer sehr pünktlich, daher kamen wir verspätet beim Dom an. Firmkirchen sind während der Sakramentenspende immer verschlossen. Es gelang uns aber durch einen Seiteneingang in den Dom zu kommen. Alles lief nach Plan und auch ich kam zum Segen und zur üblichen Watschn.

Das große Ereignis eines Firmlings ist ja die Zeit nachher. Die Einkehr war beim "Schwarzen Ochsen" vorgesehen. Beim sprichwörtlichen Essen wie ein Firmling begannen die Probleme. Erste Hürde: Was gab es zu essen?, zweitens: Hatten wir ausreichend Lebensmittelabschnitte mit? Die Bestellung ging klaglos vorbei. Bestellt wurde Rindsuppe, Rindfleisch mit Semmelkren, an eine Torte war zu dieser Zeit nicht zu denken, denn so etwas gab es damals nicht.
Nachdem der Ober die nötigen Anteile an Fleisch-, Fett- und Brotpunkten von der Lebensmittelkarte abgeschnitten hatte, war die leibliche Stärkung gesichert. Nach dem Essen kam es zur Überreichung der Firmgaben. Onkel Edl griff in seine Tasche und überreichte mir ein Gebetbuch und einen Rosenkranz. Den größten Traum eines Firmlings, die Firmuhr, versprach mir der Göd nach dem Ende des Krieges zu erfüllen. Die Firmung war vorbei, Onkel Edl fuhr zurück nach Schlüßlberg, Tante und ich zurück nach Wegscheid. Beim Überfahren der hohen Brücke in Obernzell schaute ich hinaus ins Donautal und sinnierte, wie lange der Krieg wohl noch dauern wird. Wenn es nach meiner Firmuhr geht, ist er bis zur Stunde noch nicht zu Ende. Zu Kriegsende habe ich Amerikaner gesehen, die beide Unterarme mit Armbanduhren beladen hatten. Ich persönlich kam erst 1949 in den Besitz einer Uhr, die ich aus dem Verdienst bei Straßenbauarbeiten in der Ferienzeit erstanden


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...