Home

Erinnerungen an die NS-Zeit

Einleitung
Kriegsbeginn
Der Krieg ging weiter
1944 kam mein Sohn zur Wellt
Kriegsgefangene als Helfer bei den Bauern
Viele Vermisste und Gefallene
Meine Russlandreise 2002
Die Russen kamen im Frühjahr 1945
Der Verrat
Abzug der Arbeitstrupps
Das Ende der Belagerung


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

Zeitzeugenberichte

Publikationen
zur Zeitgeschichte


Heimatvertriebene


www.regionalkultur.at
Geschichteclub Stahl



EinleitungAbzug der ArbeitstruppsDas Ende der Belagerung


Nun zurück zum Ende dieses grausamen Krieges. Der nichts gebracht hatte als Verlierer, unsägliches menschliches Leid, den Verlust von Vätern, Ehemännern, und Söhnen sowie Vermißte und Kriegsinvalide. Wir, unsere Familie, waren in dieser Hinsicht nicht direkt betroffen, außer ich durch den bedauerlichen Verlust des Vaters des Kindes. Die anderen Verwandten waren zu alt, bis auf einen Cousin, der, obwohl er als Freiwilliger bei der SS war, wie durch ein Wunder heimkam. Wie man hörte, hatte von denen fast niemand überlebt. Es wurde geredet, dass zuletzt sogar die eigenen Soldaten auf sie schossen. Laut einem Zeitungsbericht kehrte nach mehreren Jahren ein vermißt gemeldeter Ehemann in die Heimat zurück und seine Frau hatte wieder geheiratet, eine Tragödie ohnegleichen. Das muss man sich vorstellen, so ein Mensch kämpft sich durch, in die Heimat zur Familie, und dann so was, voller Erwartung. Das waren im Gesamten nur Einzelfälle. Es wurde geschrieben, dass sich die Frau für einen von beiden entscheiden mußte, das war auch nicht leicht. Außer den menschlichen Tragödien war ja im ganzen Land enormer materieller Schaden entstanden durch die Bombenangriffe. In und um die Städte wurden Fabriken, öffentliche Gebäude, Industrieanlagen und auch Privathäuser zum Teil ganz in Schutt und Asche gelegt oder schwer beschädigt. Wenn so ein Volltreffer einschlug und die Zivilbevölkerung nicht mehr lebend aus den Luftschutzkellern herauskam, waren auch da viele Opfer zu beklagen. Der Aufbau kostete viel Arbeit und enormen finanziellen Aufwand. Unsere gute Führung der Regierung und das fleißige Volk behoben den Schaden. Anders war des mit den seelischen Problemen, man musste es wegstecken und das Beste daraus machen, denn das Leben ging weiter und als Mutter hatte man auch seine Verantwortung dem Kind gegenüber. Auf dem Lande gab es ganz andere Probleme, es fehlten ja so viele Männer durch den Krieg. Die heimkamen, heirateten bald und erlernten noch ein Handwerk, früher ging das ohne Schule, nur die manuelle Leistung war wichtig. Zugleich setzte auch die Landflucht ein. Denn mit so einem kleinen Lohn war es nicht möglich, eine Familie zu erhalten, geschweige eine eigene Existenz zu schaffen. So, wie es kommen musste, setzte der technische Fortschritt ein, es gab keine Knechte mehr, dann und wann ein alter als Rentner, der am Hof blieb und dort mithalf, um das Essen, wenn er nicht ins Altersheim wollte. Es wurden Traktoren und verschiedene Geräte eingesetzt, Nutzpferde gab es keine mehr. Später die elektrisch betriebenen Dreschmaschinen, nach kurzer Zeit die Mähdrescher. Da brauchten nur die Garben zu Mandln aufgestellt werden, es war wirklich eine enorme Erleichterung, dazu wurden halt die Häuslleut eingeladen. Dienstboten gab es nicht, nur eine Schweizerin. Damals hatten alle einen Stall voll Vieh, auch Schweine und Hühner, es gab noch genug Arbeit auf den Bauernhöfen. Es kamen dann die Autos auch auf dem Lande. Nachher schafften sich auch die kleinen Landwirtschaften Traktoren und Autos an, da ja die Männer Handwerker waren und gut verdienten. Nach dem Krieg gab es genug Arbeit und auch auf dem Land wurde fest gebaut, verbessert.
Die Jahre vergingen. Inzwischen war ich 28 und mein Sohn zehn. Langsam musste ich auch ans Heiraten denken. Ich kannte bereits seit dem Vorjahr einen Spätheimkehrer, dieser war als vermisst gemeldet, da in italienischer Gefangenschaft. Er kam erst 1947 heim, ein Bauernsohn vom Waldviertel. Zu Hause war schon sein Bruder am Elternhaus verheiratet. Er war dann einige Jahre auf einem Bauernhof bei Amstetten und, als wir uns kennen lernten, bei einer Baufirma in Steyr. Im Juli 1954 heirateten wir. Wir waren noch acht Jahre in Strengberg bei der Mutter, wir hatten nicht im Sinn, dort zu bleiben, es war ja keine Zukunftsaussicht, da meine Mutter eine sehr dominierende Person war. Wir haben dann recht gespart vom Verdienst meines Mannes, ich hatte ja nichts als den Buben. Wir haben uns dann ein Siedlungshäusl gekauft, klein, aber viel Grund, am südlichen Stadtrand von Linz. Diese Siedlung wurde gebaut 1939 bis 40, wir hatten viel Schulden. 1962 sind wir übersiedelt, auch ich ging gleich arbeiten, der Sohn war längst erwachsen und in kurzer Zeit waren wir schuldenfrei. Wir hatten sehr viel geschaffen und waren sehr glücklich über die eigene Existenz. Mein Mann hat gut verdient jahrelang in der VÖEST als Schwerarbeiter, drei Schichten im Stahlwerk. Ich war auch noch 20 Jahre berufstätig mit Versicherung.


nach oben(1) (2) (3) (4) (5) (6) (7) (8) (9) (10) (11)


"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...