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Erinnerungen an die NS-Zeit

Einleitung
Kriegsbeginn
Der Krieg ging weiter
1944 kam mein Sohn zur Wellt
Kriegsgefangene als Helfer bei den Bauern
Viele Vermisste und Gefallene
Meine Russlandreise 2002
Die Russen kamen im Frühjahr 1945
Der Verrat
Abzug der Arbeitstrupps
Das Ende der Belagerung


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

Zeitzeugenberichte

Publikationen
zur Zeitgeschichte


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Der VerratMeine Russlandreise 2002Die Russen kamen im Frühjahr 1945


Kehren wir zurück zur Ostmark, wie es damals hieß.
Ich hatte eine sehr liebe Großmutter, die, wenn wir auf dem Felde arbeiteten, die Aufsicht meines kleinen Sohnes übernahm, darüber war ich sehr glücklich.
Langsam rückte das Frühjahr 1945 heran und die Massenvernichtung ging langsam dem Ende zu. Mit dem positiven Geschrei der gesamten Hitlerführung war es längst vorbei, es ist ganz still geworden. Der Vizekanzler Rudolf Hess war mit einem Flugzeug nach England geflohen (das war schon längere Zeit vorher), ich weiß das Datum nicht mehr. Er hatte die Situation voll erkannt, laut Zeitungs- und Rundfunkberichten hieß es, er sei geistig verwirrt. Die missliche Lage wurde gegenüber der Bevölkerung von oben nicht zugegeben.
Und so hatten wir 1945 im Frühjahr nicht die geringste Ahnung, dass die Russen schon Wien besetzten, in den Medien wurde ja kein Wort davon erwähnt. Ahnungslos fuhren wir, meine Schwester und ich, mit dem Fahrrad zur Schneiderin nach Wallsee a. d. Donau. Als wir zurückfuhren, riefen die Leute uns zu: "Die Russen fahren mit den Panzern auf der Wiener Bundesstraße!", wir waren ganz verzagt. Als wir näher kamen, hörten wir auch schon die schweren Panzer und das Geratter der Maschinengewehre. Wir bogen seitwärts ab zu den Dörfern und Richtung Strengberg. Die Donau war auch in Reichweite und atemlos kamen zwei unsrige Soldaten gelaufen und erkundigten sich über die Donau. Inzwischen waren wir im Gemeindegebiet Strengberg, dieses Dorf war nur einen halben Kilometer von der Bundesstraße entfernt, und wir hatten durch das Hügelland eine gute Aussicht auf die Panzerfahrzeuge. Wir sahen, dass eine Lücke von 400 bis 500 Metern zwischen den Panzern war. Es war die Gelegenheit, über die Bundesstraße zu kommen, wir wollten ja nach Hause. Wir benützten einen Wiesenweg, der in der Niederung verlief, und hatten große Angst. Nach kurzer Zeit ratterten schon die Maschinengewehre, sie schossen ziellos, um Furcht zu erzeugen. Denn es war zurzeit weit und breit nicht ein Mensch zu sehen, was ja verständlich war. Wir waren vor dem Elternhaus, da kam der nächste Schock. Unser Haus lag ganz oben allein am Berg. Es kam ein Tiefflieger daher, wir warfen uns auf den Boden unter einem Birnbaum, sogleich ging ein Schuss nieder, der nicht uns galt. Er konnte uns nicht sehen. Das Grundstück gehörte schon uns und die Mutter war auf dem Acker beschäftigt und ihr galt der Schuss, aber Gott sie Dank wurde sie nicht getroffen, sie roch jedoch das Pulver. Die Großmutter stand am Fenster und rief Mutters Namen. Sie glaubte, sie sei getroffen, da sie sich auf den Boden warf. Es war eine schreckliche Panik, wir gingen den ganzen Tag nicht mehr ins Freie.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

Näheres zum Projekt, sowie zur detaillierten Publikationsliste (Stand Oktober 2007) ...