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Erinnerungen an die NS-Zeit

Einleitung
Kriegsbeginn
Der Krieg ging weiter
1944 kam mein Sohn zur Wellt
Kriegsgefangene als Helfer bei den Bauern
Viele Vermisste und Gefallene
Meine Russlandreise 2002
Die Russen kamen im Frühjahr 1945
Der Verrat
Abzug der Arbeitstrupps
Das Ende der Belagerung


Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

Timeline zur Oberösterreichischen Zeitgeschichte 1938

Zeitzeugenberichte

Publikationen
zur Zeitgeschichte


Heimatvertriebene


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Geschichteclub Stahl



Kriegsgefangene als Helfer bei den BauernDer Krieg ging weiter1944 kam mein Sohn zur Welt


Jetzt gehe ich wieder ins Hinterland zur Zivilbevölkerung, wie vorher erwähnt. Wir schrieben 1943, ich war im Februar 17 geworden, hatte mich in einen Burschen verliebt, 1923er Jahrgang, der in zwei Monaten in den Krieg einrücken musste. Ich war aber schon schwanger, ich wusste es nicht in meiner Naivität. Da im vorigen Sommer auch der Monatszyklus ausgeblieben war einige Monate, bedingt durch die schwere Arbeit und Hitze, glaubte ich, es sei heuer auch wieder so. Ich hatte auch keine Beschwerden. Es vergingen Monate, bis das Kind lebendig wurde, dann begriff ich erst meine Lage; die Leute wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was los war. Es war mir gar nichts anzumerken und niemand hat es gemerkt. Inzwischen ist mein liebster Josef gefallen für Volk und Vaterland wie so viele vor und nach ihm. Er hatte nicht von dem Kind gewusst.

Die Jungen haben sie nur so hingemäht, hatten ja keine Ausbildung und mussten gleich an die Front. Soldaten, die von der Front in den Urlaub kamen, hatten gehört, wie so mancher junge Bursche beim Angriff in der Todesnot nach der Mutter schrie. Sie erzählten es uns. Die Soldaten waren ja oft nicht gleich tot, sondern schwer verwundet. Und ich sage heute noch, wenn die Menschen oft so unzufrieden sind, das Schrecklichste auf der Welt ist ein Krieg. Wenn von beiden Seiten die Menschen hingemordet werden, ein sinnloses Blutvergießen und so viel seelisches Leid der Hinterbliebenen. Alle meine Briefe, die ich in den einigen Monaten an ihn schrieb, kamen zurück.

Es war eine laue Herbstnacht, sternenklar, und ich lag wach in meinem Kämmerlein und mir war so wehmütig ums Herz. Nachher habe ich unbewusst gefühlt, dass es jener Tag oder jene Nacht war, da er sein Leben lassen musste. Natürlich erst, als ich von seinem Tod erfuhr. Meine Mutter hatte mich sehr schlecht behandelt, obwohl sie mir nie eine Aufklärung diesbezüglich angedeihen ließ. Der Vater des Kindes war tot und ohne Versicherung gab es keine Kinderbeihilfe. Es war ein hartes Leben. 1944 kam mein kleiner Sohn zur Welt, der Kampf in Russland ging weiter.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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