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Gerhard Winkler

Erinnerungen von Gerhard B. Winkler

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Meine FamilieKindheitserinnerungenKindheitserinnerungenDie Ermordung des
Gendarmerieinspektors Josef Beyerl



Vom ersten Ereignis, das ich bildlich noch wie einen Film vor Augen habe, bin ich sicher, dass es nicht durch bloße Erzählung anderer in meiner Phantasie entstanden war. Es war eine Auswirkung des versuchten Juliputsches der Nationalsozialisten vom 25. Juli 1934. Damals wurde der Gendarmerieinspektor Josef Beyerl, unser Nachbar im Erdgeschoß, bei einem Kontrollgang von jungen Landbündlersöhnen getötet. Diese hatten auf der Anhöhe oberhalb des Mühlbacherhäusels in Ufer schräg gegenüber dem Gasthof Stellung bezogen, um nach der Ermordung des Bundeskanzlers die Österreichische Legion für den großen Staatsstreich zu erwarten. Diese bestand aus nationalsozialistischen Aktivisten, die sich nach Straftaten über die deutsche Grenze geflüchtet hatten. Alles war dilettantisch, verbrecherisch und verrückt.

Ich habe noch heute das laute Weinen der Tochter Isabella Beyerl, später verheiratete Dattenböck, im Ohr. Ich schaute zu, wie ein bewaffnetes Heimwehrkommando mit Militär die Täter aus dem Gemeindekotter in einen bereitgestellten Bus eskortierte. Der Arrest war eine übel riechende Lokalität hinter dem damaligen Gendarmerieposten neben der Volksschule. Die Heimwehr aus dem Raum Linz-Land hatte zielstrebig zugegriffen. Ein behelmter Soldat nahm mich damals auf den Arm. Das Trauerspiel hatte demnach für mich, den Knirps, gar nichts Deprimierendes an sich. Es blieb mir nur in Erinnerung, dass die jugendlichen Delinquenten in ihren weißen Hemden, weißen Kniestrümpfen und Lederhosen gar nichts Verbrecherhaftes an sich hatten. Sie strahlten wie Helden nach vollbrachter Tat. Statt "Victory" mit den gespreizten Churchill-Fingern riefen sie damals: "Sieg Heil". Später hieß es, sie hätten es eigentlich auf den Inspektor Mühlböck, den Vater der nachmaligen Gattin von Dipl.-Ing. Richard Beyerl, abgesehen gehabt: Er habe sich nämlich in Kollerschlag gegenüber österreichischen Nationalsozialisten kompromittiert gehabt. Von der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Engelbert Dollfuß wusste ich damals noch nichts. Ich erfasste auch noch nicht, dass die Zeit für unsere Heimat sehr gefährlich war und dass das unabhängige Österreich eben noch eine Gnadenfrist von knapp vier Jahren bekommen hatte. Auch war mir natürlich nicht bekannt, dass Hitler das Ganze als sehr blamabel auffaßte und den Putschisten drohte, sie in ein KZ zu stecken, falls sie die deutsche Grenze überschreiten sollten. Das las ich später bei Kindermann nach.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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