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Gerhard Winkler

Erinnerungen von Gerhard B. Winkler

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Kunst u. Zeitgeschichte:
Herbert Friedl - Maler,Grafiker; Objekt- und Raumkünstler

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Den Eintritt in die Volksschule im Herbst 1937 erlebte ich als eine wichtige, insgesamt sehr angenehm empfundene Zäsur in meinem Leben. Damals gab es statt der späteren Schuldirektoren Oberlehrer. Leopold Leibetseder führte damals eine einklassige Schule. Das war sehr interessant, weil man neben dem ABC auch schon den Unterricht höherer Klassen erleben konnte. Wenn ich mich recht erinnere, kam damals P. Amadeus Reisinger fast jeden Tag zum Religionsunterricht in die Schule. Er bevorzugte mich etwas. Als ausgesucht höflicher Priester half er mir sogar in den Mantel. Dafür durfte ich seine Bücher bis zur gemeinsamen Verabschiedung und dem im Chor gesprochenen "Grüß Gott" tragen. Vor dem März 1938 hatten wir täglich unter Aufsicht des Oberlehrers einen Kirchgang mit Schülermesse. Ich habe diese Übung in sehr guter Erinnerung. Sie war mir nur völlig neu, weil die tägliche Messe in unserer Familie nicht üblich war. Nach der Erstkommunion 1938 hielt ich diesen Brauch bei, obwohl die Schulmesse abgeschafft war und ich von zuhause nicht ausdrücklich zur täglichen Kommunion ermuntert wurde. Ich erinnere mich nur, dass wenige Messbesucher in der weiträumigen Kirche zur Frühmesse gingen. Dazu gehörte das Personal der Stiftsküche, einige ältere Leute, Frau Günthersberger und ihre Tochter Charlotte gelegentlich, die Frau Doktor und meine siebenjährige Wenigkeit.
Bernhard Winkler


Foto: Bernhard Winkler in der Stiftsgärtnerei, vermutlich 1936.


Für uns Kinder war die Schwimmschule, die am östlichen Ende des Kuhgartens des Meierhofes zu erreichen war, bis über das Kriegsende hinaus ein wichtiger Treffpunkt. Unsere Mutter hatte noch in reiferen Jahren das Schwimmen gelernt, um uns an der Donau wirksam beaufsichtigen zu können. So wuchsen wir gewissermaßen am großen Wasser auf. Als wir älter wurden, schwammen wir regelmäßig über die Donau, was unsere Mutter stets in Aufregung versetzte.

In der ersten Schulstufe bekam ich auch die einzige Strafe meiner Schulzeit. Damals wurde die so genannte Vorschußkasse gebaut, wo heute der Gendarmerieposten untergebracht ist. Da gab es eine große Baugrube zu sehen. Mein Bruder, der noch die fünfte Schulstufe besuchte, war damals schon überaus technisch interessiert. Die Baugrube faszinierte ihn mehr als der pünktliche Schulbeginn um 12 Uhr. Ich fühlte zwar ein Unbehagen im Magen, das mich bis in meine Träume hinein noch heute verfolgt, wenn es um Unpünktlichkeit geht. Aber mein älterer Bruder war eine Autorität bei allen Unternehmungen. So galt die alte Menschheitserfahrung: "Mit gefangen – mit gehangen". Der verspätete Paul mußte zur Strafe im Winkel bei der Tafel stehen. Ich wurde zum Stehen an meinem Pult eher symbolisch als wirklich verurteilt. Das waren Nachteile meiner einklassigen Ausbildung. Es gab auch wie gesagt Vorteile. Dazu gehörten Begegnungen, die sich einprägten. Um 1941/1942 kam eine hoch gewachsene Schülerin aus Mühlbach bei Wilhering zum letzten Schuljahr. Sie hieß Mitzi Huemer, lernte später bei meinem Vater die Gärtnerei und wurde dann Karmelitin in Linz und später sogar Priorin im angesehenen Karmel von Mayerling.


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"Oberösterreich in der Zeit des Nationalsozialismus"
ein wissenschaftliches Großprojekt des Landes

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