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Um Jugend und Leben betrogen

Das bedrückende Schicksal von drei deutschen Teenagern im Mühlviertel zu Ende des zweiten Weltkriegs

Wieviel wert ist ein Menschenleben?
Limitation der Nachforschungen
Zu den Angaben auf der Grabtafel

Das Kriegsende in Eidenberg
Das letzte Aufgebot, Volkssturm und Hitlerjugend

Die drei Hitlerjungen
aus Sachsen:

Erich Erhard Brandt
Eugen Walter Menzel
Paul Martin Fritz Galle

Ungeklärte Fragen und Widersprüche:
Feststellung der Identität

Truppenzugehörigkeit
Die SS-Angehörigkeit
Desertion bei Traun
Schlussfolgerung

Das Waldgrab in der Kühhalt

Die Umbettung 1968
Die letzte Ruhestätte
Ein pikantes Detail am Rande
Schlussbemerkung
Danksagung

Ungeklärte Fragen und Widersprüche:

Desertion bei Traun

Wenn im Gegenzug Hitlerjungen aus Oberösterreich im Rahmen des Volkssturms nach Sachsen entsandt wurden, so dürfte dies System gehabt haben, denn in fremder Umgebung kann man sich nicht so leicht nach Hause absetzen.(106),(107)

Der Chef des Reichssicherheitshauptamtes, SS-Obergruppenführer, General der Polizei und der Waffen-SS Dr. Ernst Kaltenbrunner, stellte im Einvernehmen mit dem Gauleiter, Reichsstatthalter und Reichsverteidigungskommissar für Ober- und Niederdonau, SSObergruppenführer August Eigruber, ein Einsatzkommando der Waffen-SS unter dem Kommando von SS-Obersturmbannführer Otto Skorzeny für besondere Sicherungs- und Streifenaufgaben im Bereich Oberdonau zur Verfügung. Der Verband hatte seinen Sitz in Höflein bei Ottensheim und führte den Namen „SS-Sicherheitspolizei-Grenadier-Bataillon Nr. 2“. Greiftrupps dieses SS-Bataillons erschossen nicht nur Deserteure, sondern auch Soldaten, die sich nicht einer neuen Kampfgruppe anschlossen.(108),(109)

Die drei Burschen hätten kaum eine Überlebenschance gehabt, wenn sie bei Traun desertiert wären – noch dazu, wo alles voll Militär war. Die Möglichkeit, wieder in eine Einheit eingegliedert worden zu sein, erscheint wenig glaubhaft. Prof. Fritz Winkler zitiert in einem Manuskript den bereits verstorbenen Zeitzeugen Rudolf Schmidinger: Ihm erweckten die Burschen den Eindruck, dass sie sich unerlaubt von der Truppe entfernt hätten, weil sie seit einigen Tagen durch die Wälder um Eidenberg streiften und Bauern um Essen und Quartier fragten.(110)

Dazu stellt Vzlt. Othmar Rittenschober fest:(111)
Nahkampftrupps setzen sich, wie die Bezeichnung der militärischen Größenordnung „Trupp (SS-Rotte)“ aussagt, aus einer geringeren Mannzahl als die nächsthöhere „Gruppe (SS-Schar aus zwei SS-Rotten zu 4 Mann)“ zusammen. Dass drei bis vier Mann ihrem Auftrag zur „Freien Jagd“ durch „Umherstreifen in den Wäldern“ nachkommen, erscheint nicht verwunderlich. Dies lässt jedenfalls nicht unbedingt den Schluss auf „Deserteure“ zu.
Wären Brandt, Galle und Menzel wirklich desertiert, hätten sie sicher keine Deckung aus Reisigbündeln gebaut und wohl auch nicht geschossen, sondern das Angebot angenommen, unterzutauchen.


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Anmerkungen:
(106) Zeitzeugengespräch mit Josef Dumfart, vulgo Gressen, vom 20. 1. 2014.
(107) Mitteilung des Stadtmuseums Eilenburg vom 30.1.2014.
(108) http://www.vho.org/D/DGG/Preradovich31_2.html 21.2.2014.
(109) Mayrhofer F, Katzinger W. Geschichte der Stadt Linz, Band 2, Linz 1990. Seite 326.
(110) Mitteilung von Vzlt. Othmar Rittenschober, Linz, vom 23.2.2014.
(111) Mitteilung von Vzlt. Othmar Rittenschober, Linz, vom 25.2.2014.nach oben