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Um Jugend und Leben betrogen

Das bedrückende Schicksal von drei deutschen Teenagern im Mühlviertel zu Ende des zweiten Weltkriegs

Wieviel wert ist ein Menschenleben?
Limitation der Nachforschungen
Zu den Angaben auf der Grabtafel

Das Kriegsende in Eidenberg
Das letzte Aufgebot, Volkssturm und Hitlerjugend

Die drei Hitlerjungen
aus Sachsen:

Erich Erhard Brandt
Eugen Walter Menzel
Paul Martin Fritz Galle

Ungeklärte Fragen und Widersprüche:
Feststellung der Identität

Truppenzugehörigkeit
Die SS-Angehörigkeit
Desertion bei Traun
Schlussfolgerung

Das Waldgrab in der Kühhalt

Die Umbettung 1968
Die letzte Ruhestätte
Ein pikantes Detail am Rande
Schlussbemerkung
Danksagung


Kriegssterbefallanzeige

Kriegssterbefallanzeige

Kriegssterbefallanzeige,
Quelle: Stadtarchiv Delitzsch

Eugen Walter Menzel (12. 5. 1930 – 4. 5. 1945)

Eugen Walter Menzel

Foto: Eugen Walter Menzel Bildquelle: Horst Menzel


Eugen Walter Menzel stammte aus der Stadt Delitzsch in Nordsachsen. Sein Vater war der Dachdecker Walter Menzel, die Mutter Anna Minna Menzel, geb. Richter. Das Elternhaus in der Fuststraße befindet sich noch heute im Besitz der Familie. Walter und Anna Menzel hatten zehn Kinder, neun Buben und ein Mädchen. Die Kinder besuchten die Volksschule in Delitzsch und schlossen eine Berufsschulbildung an. Alle Jungs erlernten Handwerksberufe. Da der Vater Soldat war und die Mutter einer Dienstverpflichtung in einem Industriebetrieb nachkam, kümmerte sich vorwiegend die Großmutter um die Familie.

Fam. Menzel

Das Bild aus dem Jahr 1942-1944 zeigt die Familie Menzel. Walter (6) steht hinter seiner Schwester. Fotoquelle: Horst Menzel (7)

Die Söhne waren alle von Haus aus keine fanatischen Hitlerjungen. Fünf von ihnen kehrten aus dem Krieg nicht wieder heim, ein weiterer verstarb später an den Folgen einer Kriegsverletzung.(76) Eugen Walter war das sechste Kind der Familie. Wie alle seine Brüder, war er ein recht aufgeweckter Junge und sehr musikalisch. Er spielte Ziehharmonika. Im September 1944 hatte Walter eine Maurerlehre begonnen.(77)

Mit 14 Jahren wurde er am 29. Oktober 1944 zum Deutschen Volkssturm beordert und am 14. April 1945 als Hitlerjunge eingezogen. Laut Kriegssterbefallanzeige verbrachte er vermutlich acht Tage in Eilenburg.(78), (79)

Beorderung zum Deutschen Volkssturm

Beorderung zum Deutschen Volkssturm, Original im Pfarrarchiv Eidenberg.

Hier befand sich die Sammelstelle der Hitlerjugend.(80) Zwei Wochen später war er tot. Wie aus der Kriegssterbefallanzeige hervorgeht, sei auch er SS-Soldat gewesen.(81)
In Delitzsch gibt es auf dem Städtischen Friedhof eine recht unvollständige Gedenktafel für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges, wo nur zwei der Menzelbrüder erwähnt sind.(82)
Wie Walter Menzel in die Fänge der Hitlerjugend-Werber geraten konnte, versteht sein Bruder Horst Menzel bis heute nicht.


Weiter: Paul Martin Fritz Galle (31. 3. 1929 – 4. 5. 1945)
Zurück: Erich Erhard Brandt (9. 3. 1929 – 4. 5. 1945)


Anmerkungen:
(76) Mitteilung von Horst Menzel, Burg Stargard, vom 6.2.2014.
(77) Mitteilung von Horst Menzel, Burg Stargard, vom 6.2.2014.
(78) Mitteilung des Stadtarchiv Delitzsch vom 13.1.2014: Kriegssterbefallanzeige.
(79) Chronik der Pfarrexpositur Eidenberg. Originalbeilage: Beorderung zum Deutschen Volkssturm.
(80) Mitteilung von Horst Menzel, Burg Stargard, vom 6.2.2014.
(81) Bezüglich der SS-Zugehörigkeit siehe nachfolgendes Kapitel „Ungeklärte Fragen und Widersprüche“.
(82) Mitteilung von Horst Menzel, Burg Stargard, vom 6.2.2014
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