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Um Jugend und Leben betrogen

Das bedrückende Schicksal von drei deutschen Teenagern im Mühlviertel zu Ende des zweiten Weltkriegs

Wieviel wert ist ein Menschenleben?
Limitation der Nachforschungen
Zu den Angaben auf der Grabtafel

Das Kriegsende in Eidenberg
Das letzte Aufgebot, Volkssturm und Hitlerjugend

Die drei Hitlerjungen
aus Sachsen:

Erich Erhard Brandt
Eugen Walter Menzel
Paul Martin Fritz Galle

Ungeklärte Fragen und Widersprüche:

Feststellung der Identität
Truppenzugehörigkeit
Die SS-Angehörigkeit
Desertion bei Traun
Schlussfolgerung

Das Waldgrab in der Kühhalt

Die Umbettung 1968
Die letzte Ruhestätte
Ein pikantes Detail am Rande
Schlussbemerkung
Danksagung

Ein pikantes Detail am Rand


Der Brief des evangelischen Pfarramtes Doberschütz wurde auf zwei getrennten Papierzetteln geschrieben und von der Militärzensur für zivile Post auf jedem Blatt einzeln abgestempelt. Auf der Rückseite des einen Blattes findet sich eine Skizze des Waldgrabs, sowie ein eisernes Kreuz an einem Stiel, beides mit Tinte gezeichnet. Das andere Blatt trägt auf der Rückseite einen mit der gleichen Tinte geschriebenen Schriftzug aus Runen. Übersetzt lautet der Spruch:
„Meine Ehre heißt Treue.“ Das war der Leitspruch der Waffen-SS.(135) Aus Doberschütz können die Runen wohl nicht kommen, denn sie hätten mit Sicherheit keine alliierte Militärzensur passiert.

Grabstein aus Lasberger Granit auf dem Soldatenfriedhof Jaunitzbachtal.

MEINE EHRE HEISZT TREUE (Leitspruch der Waffen-SS). Der Originalbrief liegt im Pfarrarchiv Eidenberg.



Der Brief langte in Eidenberg am 16. September 1947 ein. Der Schulbeginn war wegen einer Schulsperre aufgrund von Kinderlähmungsfällen auf den 29. September 1947 verlegt worden. Im September 1947 nahm Lehrer Alfons Walter seine Lehrtätigkeit an der Schule in Eidenberg auf und wurde mit Beginn des Schuljahres 1949/50 an die Hauptschule in Leonfelden versetzt. Sein Dienstantritt fällt damit genau in die Zeit, wo der Brief aus Doberschütz einlangte und wo Walter von den Hitlerjungen erfahren haben dürfte. Johann Wakolm berichtet, dass Walter noch vom Gedankengut des 1000-jährigen Reiches beseelt gewesen sei und daher mit ziemlicher Sicherheit als Autor der Runenschrift in Frage käme.

Walter sei ein sportlicher Typ und ein guter und recht engagierter Lehrer gewesen, der bei den Schülern sehr beliebt war.(136) Auf ihn geht laut Schulchronik die ursprüngliche Gestaltung des Waldgrabes(137) und damit auch das Eiserne Kreuz als Grabkreuz zurück, das sich auf der Rückseite des Briefes skizziert wiederfindet. Aus der Skizze lässt sich schließen, dass offensichtlich auch der Runen-Schriftzug in die Gestaltung der Grabstätte hätte einfließen sollen. Die Schaffung einer „nationalsozialistischen Kultstätte“ fand wohl keinen Anklang und blieb somit den drei Gefallenen im Nachhinein noch erspart.
Der während der NS-Zeit in Eidenberg tätige Oberlehrer Josef Maurer wurde kurz nach Kriegsende verhaftet und seines Dienstpostens enthoben.(138) In der Volksschule Geng beurlaubte man am 15. Februar 1946 den kurz zuvor eingesetzten Fachlehrer Josef Stangl aufgrund seiner früheren Funktion in der NSDAP und enthob ihn am 15. November 1947 ebenfalls seines Postens. Lehrer Walter hingegen erhielt gute Kritiken von Pfarr-Expositus P.

Wolfgang Reingruber, wenn ihn dieser in der Pfarrchronik als „großen Jugendliebhaber“ lobte.(139) Auch soll er ein eifriges Mitglied des Kirchenchores gewesen sein.(140) Von einer Beanstandung berichtet die Schulchronik nur, als Lehrer Walter gegen die ausdrückliche Anordnung des Landesschulinspektors am 22. November 1947 den Unterricht auf den Wochenferialtag verlegte, um an einer Treibjagd teilzunehmen. Dieses pflichtwidrige Handeln zog einen Verweis mit Androhung der Suspendierung nach sich.(141) Dass Alfons Walter als Urheber der Runen auf dem Brief aus Doberschütz zeichne, basiert lediglich auf einer Vermutung durch einen Zeitzeugen, lässt sich aber nicht näher belegen. Das zeitliche Umfeld stünde andererseits dieser Vermutung nicht entgegen, kann aber nicht als schlüssiger Beweis herangezogen werden.


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Anmerkungen:
(135) http://de.wikipedia.org/wiki/waffen-SS 15.1.2014.
(136) Zeitzeugengespräch mit Johann Wakolm vom 16.2.2014.
(137) Chronik der Schule Eidenberg, Band 5, Seite 122-123.
(138) Chronik der Schule Eidenberg, Band 5, Seite 211.
(139) Chronik der Pfarrexpositur Eidenberg, Band 1 (1912-1950).
(140) Zeitzeugengespräch mit Peter Haider vom 28.2.2014.
(141) Chronik der Schule Eidenberg, Band 5, Seite 259-260.nach oben